Sepp Werkmeister: New York 60s Der 1931 in München geborene Sepp Werkmeister hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als einer der führenden Jazz-Fotografen in Deutschland erworben. Sämtliche Größen des Jazz von Louis Armstrong über Ella Fitzgerald, Oscar Peterson oder Miles Davis hat er in München, New York oder auf internationalen Festivals in einfühlsamen Schwarzweiß-Aufnahmen portraitiert. Völlig unbekannt geblieben sind hingegen seine New York-Straßenbilder aus den 1960er und 1970er Jahren, die faszinierende Einblicke in das turbulente Alltagsleben der amerikanischen Metropole gewähren. Die Straßen von New York, ob man sich in die Bronx oder nach Manhattan begab, waren in dieser Zeit Schauplatz harscher sozialer Gegensätze. Glamour und Elend lagen oft dicht beieinander, die Klassenunterschiede traten offen im Straßenleben zutage, in der Regel eindeutig verbunden mit der schwarzen bzw. weißen Bevölkerung. Inmitten dieses rauen, nicht immer gewaltfreien Klimas hat Sepp Werkmeister das ganze Panorama der New Yorker Stadtgesellschaft mit seiner Rolleiflex-Kamera abgebildet: Den Müll, die Gestrandeten und Obdachlosen auf der einen, die Reichen und nach der jüngsten Mode gestylten Stadtbewohner auf der anderen Seite. Es sind viele skurrile Typen darunter, die sich aus der anonymen Masse abheben und in unbeobachteten Augenblicken erfasst worden sind. Gegensätze haben Werkmeister interessiert, wenn er seine Kamera auf die verwahrlosten Mietshäuser in der Bronx oder Bowery richtete, um gleichzeitig in der Fifth Avenue die Schaufensterauslagen der Nobelboutiquen aufzunehmen. Es war keine einfache Situation für einen weißen Fotografen sich innerhalb eines vorwiegend von Farbigen bewohnten Stadtviertel zu bewegen und zu fotografieren, wie sich Werkmeister erinnert. Oft wurde seine Gegenwart einfach ignoriert und dieses gab ihm die Freiheit, gleichsam unsichtbar wie unauffällig das bunte Treiben um sich herum zu beobachten und mit der Kamera zu fixieren. Diese Einstellung ähnelt dem Verhalten vieler anderer großer Vertreter der street photography wie Henri Cartier-Bresson, William Klein, Lisette Model, Garry Winogrand oder Vivien Maier. Den Vergleich mit dieser jahrzehntelangen Tradition der street photography braucht Sepp Werkmeister mit seinen New York Bildern nicht zu scheuen – sie behaupten sich mühelos und sind eine veritable Entdeckung in der Geschichte der Fotografie. Ein Projekt des Münchner Stadtmuseums / Sammlung Fotografie in Zusammenarbeit
Zur Ausstellung gibt es einen Katalog aus dem Hirmer Verlag für € 24,90 im Buchhandel.
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